Seit 2003 unterstützt der Globale Fonds Georgiens Engagement gegen Tuberkulose. COVID-19-bedingte Lockdowns haben sich erheblich auf TB-Programme ausgewirkt und dazu geführt, dass weniger getestet und weniger Fälle entdeckt wurden. Für viele Menschen mit Tuberkulose und HIV sind die Corona-Einschränkungen zudem mit wirtschaftlichen Nöten verbunden. Über den COVID-19-Krisenreaktionsmechanismus hat der Globale Fonds das Land bei der Bewältigung der COVID-19-Kise unterstützt. Ein Gespräch mit Dr. Maka Danelia, die das TB-Programm der georgischen Seuchenschutz- und Gesundheitsbehörde (NCDC) leitet. 

Georgien verzeichnete bei der Bekämpfung von Tuberkulose gute Fortschritte. Was hat sich durch COVID-19 geändert?

Georgien hat in den letzten Jahren große Fortschritte in der TB-Bekämpfung gemacht. Die gemeldeten Fälle gingen um durchschnittlich 9 Prozent pro Jahr zurück und neue Medikamente sind für alle Patienten verfügbar. Auch haben wir verschiedene neue Ansätze verfolgt, beispielsweise ein integriertes Screening auf TB, HIV und Hepatitis C.

Während COVID-19 haben unsere Gesundheitsbehörden erhebliche Anstrengungen unternommen, um die TB-Versorgung aufrechtzuerhalten und anzupassen: Mehr Betroffenen wurden videogestützte Behandlungen angeboten, auch für die direkt überwachte Therapie (DOT). Um die Kontakte der Patient*innen zu reduzieren, bekamen sie ihre Medikamente jeden Monat nach Hause geliefert. Aufklärungskampagnen und Schulungen fanden online statt.

Keine Gesundheitseinrichtung, in der das TB-Programm angeboten wird, musste geschlossen werden, so dass die Versorgung überall sicher war. Die Programmbudgets wurden nicht beeinträchtigt.

Über den COVID-19-Krisenfonds des Globalen Fonds bekam Georgien zusätzlich 1,2 Millionen US-Dollar. Damit konnten wir beispielsweise die gestiegene Nachfrage nach Schutzausrüstung decken und häuslicher Versorgungsmodelle entwickeln.

COVID-19 belastet das Gesundheitssystems zusätzlich und erschwert die Umsetzung von Gesundheitsprogrammen. Wie geht Georgien damit um?

COVID-19 hat gezeigt, wie sehr die Unterstützung des Globalen Fonds unser Gesundheitssystem gestärkt und eine schnelle Reaktion auf die neue Bedrohung ermöglicht hat. Die Kapazitäten und die Infrastruktur der HIV- und TB-Labordiagnostik spielten zum Beispiel eine wesentliche Rolle für den zügigen Aufbau von Diagnosekapazitäten für COVID-19. Mithilfe des Globalen Fonds konnten wir im ganzen Land Diagnosedienste einrichten und Testergebnisse innerhalb von 24 Stunden liefern. Das war entscheidend für die Eindämmung.

HIV- und TB-Kliniken haben in der COVID-19-Bekämpfung eine wichtige Rolle gespielt. Durch den Globalen Fonds war Georgien eines der ersten Länder in der Region, das einen PCR-Test für SARS-CoV-2 einführte. Dabei wurden GeneXpert-Maschinen, die normalerweise für TB-Tests verwendet werden, auf SARS-CoV-2 umgerüstet. Wir haben die Geräte im ganzen Land verteilt und damit auch in abgelegenen Regionen PCR-Tests schnell verfügbar gemacht.

Inwiefern kommen Georgiens Erfahrungen mit TB und HIV der Eindämmung von COVID-19 zugute?

Wir konnten unsere Erfahrungen aus der HIV- und TB-Diagnostik und -Behandlung sehr gut nutzen, um wirkungsvoll auf COVID-19 zu reagieren. Gleichzeitig hat COVID-19 dazu geführt, dass alternative Modelle der Gesundheitsversorgung entwickelt wurden, die sich in einigen Fällen als besser und patientenorientierter erwiesen haben, beispielsweise häusliche Pflege, HIV-Selbsttests, Online-Gesundheitsdienste, Telemedizin und die Ausweitung videogestützter TB-Behandlung.

Auch bezüglich der Beschaffung von medizinischen Produkten, konnten wir von den Mechanismen profitieren, wir für die TB- und HIV-Versorgung aufgebaut haben. Auf diese Weise konnten wir  zügig und kostengünstig COVID-19-Tests und Schutzkleidung beschaffen. Durch die Mittel des Globalen Fonds hatten wir Zugang zu Tests und GeneXpert-Systemen und konnten Laborkräfte für TB-, HIV- und COVID-19-Tests schulen.

Ebenso Systeme zur Überwachung der epidemiologischer Entwicklungen und Fachkräfte, die wir für TB- und HIV-Programme aufgebaut haben, wurden landesweit für die epidemiologische Kontrolle von COVID-19 eingesetzt. Für die Nachverfolgung von Kontakten und die Eindämmungsmaßnahmen spielten sie eine wichtige Rolle. Auch die Standards für Infektionsschutz in Laboren und Gesundheitseinrichtungen ließen sich schnell anpassen, um den neuen Herausforderungen zu begegnen.

Gesundheitsbedrohungen nehmen weiter zu, darum braucht jedes Land eine Sicherheitsstrategie, um sich auf Epidemien vorzubereiten, auf sie zu reagieren, sie abzumildern und um sich wieder zu erholen. Die Widerstandsfähigkeit der Gesundheitssysteme sollte gestärkt werden, um im Notfall eine schnelle Anpassung zu ermöglichen.